Die Bänder unseres Lebens
Der Bändertanz beeindruckt immer wieder vor allem durch das schöne Bild der geflochtenen Bänder. Die Bänder können aber auch ein Sinnbild unseres (Tanz-)Lebens sein. Viele Menschen sind verbunden und es kommt auf jeden einzelnen an. Götz Zinser ist den Wurzeln des Bänderbaumes und des Bändertanzes auf den Grund gegangen.
Schon die Wikinger pflegten den Brauch
Fest steht, dass bereits die frühen Wikinger in der Mainacht den sogenannten „Thorsbaum“ aufstellten. Dieser war ein hölzerner Pfahl, geschmückt mit bunten Blumen. Dieser Baum stand für Stärke und Wachstum. Überlieferungen aus der Antike verweisen auf eine Verbindung zu den alten Fruchtbarkeitsritualen indischer und ägyptischer Kulturen. Die Römer haben den Monat Mai der Maia, Göttin des Wachstums, gewidmet. Am 1. Mai feierten sie ein großes Fest, brachten Opfer dar und stellten einen Baum auf, der ihre Würde symbolisierte und um den sie herumtanzten.
Im keltischen Kalender markierte der 1. Mai den Sommerbeginn. Zum Feuerfest Beltane verzierten auch die Kelten Ställe, Bäume und Häuser mit frischem Grün. Im Zuge der Christianisierung wurden die alten heidnischen Riten verboten, da ausschließlich Gott als heilig galt – so auch der Weihe- und Richtbaum. Aber auch eine Nähe zum germanischen Yggdrasil, dem Weltenbaum lässt keine Verwandtschaft erkennen.
Belegen lässt sich der Maibaumbrauch erst wieder ab dem 13. Jahrhundert, als sich der Frühlingsbaum zum Hoffnung und Freude bringenden Sinnbild entwickelte. Die Tradition vom Maibaum Aufstellen etablierte sich dann im 15. Jahrhundert. Die Burschen schmückten naturbelassene Baumstämme mit bunten Bändern und setzten den Baum vor das Haus ihrer Auserwählten. Auch größere Baumstangen kamen zu dieser Zeit als hoch aufgerichtet Maibäume zum Einsatz. Es gab Gegenden in Deutschland, vor allem am Mittelrhein, in der Südeifel, auf dem Hunsrück, bis über Rheinhessen in die Pfalz, wo das Aufstellen des Maibaumes mit der Versteigerung von heiratswilligen Mädchen oder der „MaiLehen“ verbunden wurde. Das war eine regelrechte Inszenierung, wo die jungen Männer des Dorfes ein Dreigestirn, bestehend aus Schultheiß, Schatzmeister und Schreiber, bildeten. Einer der jungen Männer im Maienspiel übernahm die Rolle des Ausrufers. Er wurde auch „Usklöpper” genannt. Ihm fiel die Aufgabe zu, die Vorzüge der Mädchen lyrisch-humorvoll anzupreisen.
„In einigen Landstrichen stellen die heiratswütigen jungen Männer ihrer Angebeteten heute noch eine bunt geschmückte Birke als Maibaum vors Fenster.“
In einigen Landstrichen stellen die heiratswütigen jungen Männer ihrer Angebeteten heute noch eine bunt geschmückte Birke als Maibaum vors Fenster. Die positive oder auch negative Reaktion erfahren sie meist erst über Freunde. Damit eine mögliche Abfuhr nicht mit Spott der Außenstehenden quittiert wird, lässt der Brautwerber seine Angebetete vorher von ihrer besten Freundin durch die Blume fragen, ob sie die Botschaft des Maibaumes positiv aufnimmt. Dann kann er die Brautwerbung völlig unspektakulär wieder abblasen.
Eine kleine Einführung
Bei Maibäumen handelt es sich um meist große, hochstämmige, verzierte Bäume, die am zentralen Platz im Ort bei einer festlichen Veranstaltung aufgerichtet werden. Je nach Region – und sogar je nach Ort – kann die Gestaltung der Maibäume sehr unterschiedlich aussehen. In ländlichen Gebieten geschieht das Aufrichten per Muskelkraft, in weiten Teilen Bayerns zum Beispiel grundsätzlich durch die Mitglieder des örtlichen Burschenvereins.
Innerhalb der meisten Städte ist das mittlerweile untersagt, dort kommen im Hinblick auf die erhöhte Unfallgefahr Maschinen (Autokräne oder Holzvollernter) zum Einsatz. Traditionell wird der Maibaum in eine vorbereitete, befestigte Grube gestellt, in der er beim Aufrichten über eine schiefe Ebene gleitet und in der er anschließend sicher verkeilt werden kann. Vielerorts werden aber auch aus Aufwands- und Sicherheitsgründen wiederverwendbare Aufnahmen aus Stahl und Beton für das untere Ende des Baumes genutzt.
Entweder wird der Maibaum jedes Jahr neu gefällt, oder es wird über mehrere Jahre derselbe Stamm verwendet, dem eine neue Krone aufgesetzt wird. In Ostfriesland zum Beispiel wird der Stamm unter Wasser gelagert und jedes Jahr zum Mai wieder hervorgeholt. Meist werden die Stämme geschält und mit bunten Girlanden, Tannengrün oder Krepp-Papier geschmückt. Andernorts sind sie ohne Verzierung oder werden im Naturzustand mit Rinde belassen. Am oberen Ende wird der Baum meistens von einem Kranz und der grünen Baumspitze gekrönt.
Ein – nach bayerischen Traditionen – „richtig“ geschnürter (bemalter) Stamm hat in Bayern die Spirale von unten links nach oben rechts gedreht. Als Vorlage dienen dabei die bayerischen Rauten, die den weiß-blauen Himmel darstellen. In Franken sieht man die Bäume dagegen in weiß-rotem Streifendesign. In Baden-Württemberg wird traditionell eine Birke bevorzugt, erst in den letzten Jahrzehnten hat sich die Ausführung nach bayerischen Vorbildern eingebürgert.
Im Rheinland wird als Maibaum oft eine Birke geschlagen oder eine kleine Birke einem hohen entasteten Nadelbaumstamm aufgesetzt, während zum Beispiel in Bayern meistens ein Nadelbaum gewählt wird.
Während zum Beispiel im Rheinland die jährlich neu gefällten Bäume zwischen zwanzig und 25 Meter hoch sind und mehrjährig zum Aufstellen verwendete Bäume bis vierzig Meter hoch sein können, werden in Bayern bei den ganzjährig fest installierten Bäumen Rekordhöhen bis 56 Meter erreicht.
Aufstellen des Baumes
Der Maibaum wird mit Hilfe langer Stangenpaare, sogenannter Schwalben oder auch Scharstangen und ansonsten nur mit Irxnschmalz (bayerisch für Schwalben beziehungsweise Scherstangen oder Muskelkraft), aufgestellt. Direkt vor dem Aufstellen wird der Baum je nach Region in einer Art Prozession durchs Dorf getragen, deren Ziel oft ein zentraler Platz und/oder eine Gaststätte ist und die meistens von Zuschauern und einer Blaskapelle begleitet wird. Dort findet dann nachmittags oder gegen Abend das eigentliche Aufstellen des Baums statt.
Während der Maibaum früher meistens mit Hilfe langer Stangen aufgestellt wurde, nimmt man heute auch Traktoren, Gabelstapler oder sogar Kräne zu Hilfe, wobei eher ein Trend zur Rückkehr alter Traditionen besteht. In einigen Orten und in Niederösterreich verwendet man Seile und Leitern. Der Maibaum bleibt je nach lokalem Brauch bis zum Monatsende – manchmal auch bis zum Herbst – stehen und wird dann wieder umgelegt. Er wird entweder abgeschmückt und der Stamm für das nächste Jahr eingelagert oder im Rahmen eines Festes umgeschnitten. Dabei wird der Baum oft als Brennholz versteigert oder verlost. Üblicherweise überlässt dann der Gewinner den Baum dem Veranstalter und erhält dafür einen Ersatzpreis.
In vielen Teilen Bayerns bleibt der Baum ganzjährig stehen. Dabei ist es vor allem in den Gegenden Oberbayerns üblich, einen Maibaum nur alle zwei bis fünf Jahre aufzustellen und den alten Baum nach Möglichkeit auch bis ein Jahr vor der Neuaufstellung stehen zu lassen. Wenn der Baum am Vorabend des 1. Mai aufgestellt wird, dann geht die Veranstaltung meistens in einen Maitanz über. Während sich die Zuschauer meist mit Bier und Bratwürsten die Zeit vertreiben, mühen sich die jungen Burschen damit ab, den regional auch mit Symbolen verschiedener Berufe geschmückten Maibaum in die richtige Lage zu bringen.
Liebesmaien für die Angebetete
Daneben gibt es auch den Brauch, dass die jungen, unverheirateten Männer eines Dorfes vor den Häusern aller unverheirateten Frauen kleinere Maibäume, sogenannte Maien (meistens Birken oder im oberschwäbischen Tannen), als „Gunstbeweis“ aufstellen. In einigen Teilen Deutschlands, zum Beispiel im Rheinland, im Saarland, im Bergischen Land, in Franken und in Schwaben, ist es üblich, dass männliche Jugendliche und junge Männer am Haus der Freundin oder Angebeteten einen Baum anbringen. Üblich sind vor allem mit buntem Krepp-Papier geschmückte Birken, wobei die Farbe der Bänder ursprünglich eine Bedeutung hatte. Am Baum wird ein sogenanntes Maiherz aus Holz oder festem Karton angebracht, in das der Name der Angebeteten eingraviert und in der Regel auch ein Spruch als Zuneigungsbekundung geschrieben wird.
Der Maibaum bleibt einen Monat lang stehen, bis zum ersten Juni. Dann holt derjenige den Maibaum ab, der ihn gestellt hat. Üblicherweise wird dies, wenn die Frau ihn mag, mit einer Einladung zum Essen und mit einem Kasten Bier belohnt. Es gibt allerdings auch die Tradition, dass der junge Mann, der den Baum wieder abholt, von der Mutter der Frau einen Kuchen, vom Vater einen Kasten Bier und von ihr selbst einen Kuss bekommt. Kuchen und Bier werden in der Regel an diejenigen Junggesellen verteilt, die den Baum „auslösen“. Dies sind oft die gleichen, welche schon beim Setzen geholfen haben. Nachdem der Baum ausgelöst wurde, kann die Frau eine dünne Scheibe vom Fuß des Stammes absägen und dieses als Erinnerungsstück behalten. Üblicherweise geschieht das im Beisein der Junggesellen, bevor der Baum abtransportiert wird.
In einem Schaltjahr kann es umgekehrt sein: Weibliche Jugendliche, junge Frauen und verheiratete Männer stellen teilweise auch ihrerseits Maibäume auf. In den letzten Jahrzehnten wurde dieser Brauch in vielen Teilen Deutschlands aufgeweicht, angesehene Mädchen und junge Frauen erhalten oftmals sogar mehrere Maibäume ohne Beziehungsabsichten. Soweit ist das immer noch ein Gunstbeweis, oftmals aber auch nicht mehr.
In manchen Orten am Niederrhein setzen die Mädchen und jungen Frauen der Landjugend selber den Jungen und jungen Männern Maibäume. Nicht in allen Gebieten erhalten die Maibäume auch ein Schild mit Namen, was dann gelegentlich zu Zuordnungsproblemen führt. Das Gegenstück zum Maibaum als Gunstbeweis ist der sogenannte Schandmaien, der eine bösgemeinte Heimzahlung darstellt (eine dürre Tanne oder ähnlich…).
Vom Maibaumstehlen und wieder Auslösen
Vor allem das Stehlen des Maibaumes ist ein oft ausgeübter Brauch. In der Nacht vor dem Aufstellen wird der Maibaum meistens von jungen Männern bewacht. Um das Entwenden des Maibaums zu verhindern, muss nach dem Brauch in Ostfriesland spätestens bei Annäherung von Fremden einer der Wächter eine Hand am Baum haben. Schaffen es die Gegner, dieses zu verhindern oder die Wächter so abzulenken, dass sie ihre Pflicht vernachlässigen, und dann drei Spatenstiche gegen den Baum auszuführen, gilt der Baum als gestohlen. Er wird mit einem Schild versehen, auf dem der Sachverhalt vermerkt ist, und entweder gleich oder am folgenden Tag abgeholt und neben dem eigenen Baum der erfolgreichen Diebe aufgestellt.
In den meisten Teilen Österreichs und Oberschwabens gilt ein Maibaum erst dann als gestohlen, wenn er von den Dieben vollständig umgelegt wurde, oder erst wenn er bereits vom ursprünglichen Standort abtransportiert wurde. Es gilt als Regel, dass nur der Maibäume stehlen darf, der auch selber einen aufgestellt hat. In Bayern muss der zukünftige Maibaum bereits gefällt sein. Ein noch fest verwurzelter Baum, von dem nur bekannt ist, dass er als Maibaum gewählt wird, darf deshalb nicht entwendet werden. Liegt der Baum nach dem Fällen im Wald beziehungsweise am Waldrand, darf er nicht gestohlen werden, da dies Holzdiebstahl wäre. Nach der ursprünglichen bayerischen Tradition durfte der Baum nur in der Walpurgisnacht selbst gefällt werden, damit durfte er auch nur in dieser Nacht gestohlen werden. Heutzutage werden Maibäume aber in der Regel schon Wochen vorher gefällt und können daher auch schon früher gestohlen werden.
Somit bleibt bis zum 1. Mai außerdem noch genug Zeit für das Auslösen und den Rücktransport. Legt schließlich während des Klauversuches ein Dorfbewohner seine Hand auf den Baum und spricht die Worte: „Der Baum bleibt da“, dann darf der so geschützte Maibaum von den Maibaumdieben nicht mehr angerührt werden. Dies gilt auch noch im Gemeindebereich.
Üblich ist das Auslösen gestohlener Bäume. Dazu begibt sich eine Abordnung der Bestohlenen zu den Dieben und handelt den Preis aus, der üblicherweise in Naturalien (Getränke und Essen) zu entrichten ist. Nach erfolgreichen Rückgabeverhandlungen wird der gestohlene Baum, oft in einer feierlichen Prozession mit Blasmusikbegleitung, von den Dieben zu seinen rechtmäßigen Eigentümern zurückgebracht. Scheitern die Verhandlungen dagegen und wird der Maibaum nicht ausgelöst, stellen ihn in Bayern die neuen „Besitzer“ als Schandmal für das Nachbardorf/den Nachbarstadtteil und als zusätzlichen Segensbringer für ihren eigenen Ort auf. Nach einigen Wochen wird die Beute dann zersägt und versteigert.
Oft wird an diesem „Schandbaum“ dann eine Tafel befestigt, auf der die Maibaumdiebe ihre Enttäuschung durch Spottverse zum Ausdruck bringen. In Sachsen hat sich mit der Zeit ein entspanntes Regelwerk gebildet.
Der Baum wird meist schon einen Tag vor dem 1. Mai aufgestellt, um den Anlass ausgiebig zu feiern. Fällt der 1. Mai aber auf einen Freitag oder Samstag, wird er mancherorts erst an diesem Tag aufgestellt.
Auch in Sachsen gibt es sämtliche Arten von Maibäumen – von frisch geschlagen aus dem Wald (meist Birken), bis zur geschälten Fichte grün/weiß bemalt, und natürlich alle mit Bändern bestückt. Genauso breitgefächert sind die Regeln beim Stehlen des Baumes. So darf der Baum, sobald er geschlagen oder deutlich als Maibaum erkenntlich ist, schon eine Nacht vor dem Aufstellen gestohlen werden – denn in der Nacht, wenn er schon steht, wird er meist von der Dorfjugend bestens bewacht. Gestohlen werden darf aber nur nachts, und ohne Anwendung von Gewalt – sei es gegen den Baum oder die Aufpasser. Als gestohlen zählt er nur, wenn er unbemerkt über die Ortsgrenze gebracht wurde. Da der Maibaum meist aus alter Tradition heraus mit der Hand, Stangen und Seilen aufgestellt wird, dürfen diese Bäume auch nur manuell umgelegt und aus dem Ort herausgetragen werden. Ausgelöst wird er nach ausgiebigen Verhandlungen durch angemessene Sachpreise, meist in flüssiger Form.
In einigen Teilen Niederösterreichs und Oberösterreichs darf der Baum die ersten beiden Tage und Nächte nach dem Aufstellen durchgehend gestohlen werden. In der dritten Nacht ist das Stehlen nur noch bis Mitternacht erlaubt. Der Baum gilt dann als gestohlen, wenn die Diebe den Baum um etwa 45 Grad umgelegt haben. Wenn vorher einer der Bewacher oder Dorfbewohner die Diebe erwischt, müssen die Diebe den Baum wieder aufstellen. Wenn der Baum vor dem 1. Mai bereits fertig geschmückt auf seinen großen Tag wartet, darf er ebenfalls gestohlen werden.
In Oberösterreich und im Mostviertel wird der Maibaum bis zu drei Tage vor dem 1. Mai aufgestellt und dann durchgehend bewacht. In diesem Gebiet ist es nur erlaubt, bereits stehende Maibäume zu stehlen. Die Bäume müssen dabei auf die gleiche Art und Weise umgelegt werden, wie sie aufgestellt wurden. Ein Einsatz eines Traktors oder gar eines Foresters ist daher nur erlaubt, wenn der Baum auch mittels gleicher Hilfsmittel aufgestellt wurde. Teilweise wird versucht, die Bewachung durch Alarmanlagen oder durch Verstellen der Zufahrtswege mit Kraftfahrzeugen zu ersetzen. In vielen Gemeinden werden dazu die Feuerwehrfahrzeuge verwendet. Trotzdem gelingt es einigen Gemeinden immer wieder, gleich mehrere Maibäume zu stehlen. Diese müssen dann ausgelöst werden. Meist werden als Auslöse einige Fässer Bier verlangt, die dann aber zumeist gemeinsam geleert werden.
Der Maibaumdiebstahl unterliegt ungeschriebenen Regeln, zu denen zumindest in Bayern ganz sicher auch gehört, dass die Polizei in der Verfolgung der „Straftat“ sehr kulant ist. Wer als Bestohlener die Polizei einschaltet, verstößt gegen die örtlichen Sitten und riskiert seine Ehre, dies wird heutzutage leider nicht mehr von allen Beteiligten so verstanden.
Wo liegen die Ursprünge?
Die Ursprünge des Maibaumbrauchtums sind immer noch ungeklärt beziehungsweise umstritten. Häufig genannt werden germanische Riten. Die Germanen verehrten Waldgottheiten, denen sie in verschiedenen Baumriten huldigten.
Sogar Menhire, Obelisken bis hin zu schamanischen Symbolen im eurasischen und amerikanischen Raum werden als Kultpfähle im Zusammenhang mit Maibäumen betrachtet. Eine durchgängige Tradition zu den heutigen Maibäumen lässt sich jedoch nicht herstellen, wird von einigen Volkskundlern sogar bestritten. In diesem Zusammenhang sollten jedoch Einflüsse der Christianisierung betrachtet werden, die heidnische Sitten unterdrückte und oftmals sogar bestrafte. Dem schloss sich mancherorts auch die weltliche Obrigkeit an. Hierauf könnte auch eine wahrscheinliche weitere Unterbrechung der wieder eingeführten Tradition im frühen Mittelalter zurückzuführen sein. Eine untergegangene Maibaumtradition in Rom dokumentiert ein Gemälde von Agostino Buonamici, gen. il Tassi, (1580 - 1644) aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Es zeigt einen stattlichen Maibaum auf dem Kapitolsplatz, an dessen blankem Stamm junge Männer hochklettern. Laut einem Bericht aus der Eifel trat an manchen Orten im 13. Jahrhundert an Stelle des Maibaums ein „christlicher“ Pfingstbaum. Auch in Thüringen, Niedersachsen und angrenzenden Regionen wird an vielen Orten ein „Maien“ an Pfingsten gesetzt.
Geschichtlicher Rückblick
Bereits im Jahr 1224 wird in Aachen laut einem Bericht des Caesarius von Heisterbach erstmals wieder ein Maibaumaufstellen dokumentiert. Dem folgt ein Bericht über eine seit 1520 in Franken und Schwaben gepflegte Sitte des Maibaumaufstellens auf dem Dorfplatz. Aus dem Jahr 1531 stammt eine Rechnung für einen Maibaum in Bayern, 1550 folgt die erste Abbildung eines Maibaumes. In Österreich wird er etwa 1340 erstmals erwähnt (am Babenberger Hof in Wien!), dann wieder 1466 – im 17. Jahrhundert jedoch zeitweise verboten, unter anderem 1741 von Maria-Theresia.
In Altbayern gibt es verschiedene Erwähnungen des Begriffs Maibaum zwischen 1480 und 1611, in keinem davon handelt es sich aber um einen Gemeinschaftsbrauch, vielmehr werden in dieser Zeit Maibäume individuell errichtet.
Andererseits zeigt die Abbildung Starnbergs von Hans Donauer im Münchner Antiquarium aus dem Jahr 1585 deutlich einen Maibaum im heutigen Sinn aus einem schlanken geschälten Stamm mit Querbalken auf denen Figurengruppen, Wappen oder Handwerkszeichen befestigt sind. 1657 wurde der Maienbrauch erstmals verboten, die Polizeiordnung der Oberpfalz untersagte ihn als ein „unflätig, unchristlich Ding“, auch der Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis untersagt ihn als zu „nichts als bloßer Bürger- und Bauernlust“ dienenden Brauch. Offiziell zugelassen wurde er erst wieder 1827 durch König Ludwig I. in einer sittenpolizeilichen Verordnung, da es sich um „an sich unschädliche und wohl zu gönnende Vergnügungen“ des Landvolkes handele.
Diese Verbote wurden aber nicht konsequent befolgt, wie sich aus verschiedenen Abbildungen belegen lässt. Alleine in der Topographie des Rentamts München des Michael Wening aus dem Jahr 1701 zeigt acht Maibäume oder sehr ähnliche Objekte in der Regel auf Ortsplätzen. In seiner heutigen hohen Form mit belassener grüner Spitze und Kranz geschmückt ist der Maibaum seit dem 16. Jahrhundert bekannt, allerdings auch in anderen Funktionen: Als Kirchweihbaum, als Ehrenmaibaum für Individuen oder als mit Preisen behängte Kletterstange. Seit dem 19. Jahrhundert kam er (vor allem in Bayern) auch als Ortsmaibaum für die nun selbstständigen Gemeinden (als Symbol ihres Selbstbewusstseins) auf.
Rund um den Maibaum hat sich im Laufe der Zeit allerdings sehr viel lokales Brauchtum entwickelt, das sich vielfach sogar von Dorf zu Dorf erheblich unterscheidet. In der Romantik (19. Jahrhundert) wurde der Maibaum oft als kultischer „Riesen-Phallus“ gedeutet, der als Fruchtbarkeitssymbol für reiche Ernten sorgen sollte.
Heute spricht kaum ein Volkskundler mehr von diesen „Ursprüngen“, die sich so nicht nachweisen lassen. Unklar ist auch, ob der Maibaum in seiner heutigen Form zuerst in Städten auftauchte oder auf dem Land. Ziemlich unbestritten ist, dass es sich nicht um einen agrarischen Bauernkult handelte, sondern eher um allgemeines Volks-Brauchtum.
Wenn er in Städten auftauchte, bestand eher die Chance, dass dies schriftlich dokumentiert wurde – auf dem Land hingegen wurde dieses Brauchtum meist von relativ lose gebundenen Junggesellengruppen (Reih, Burschenschaft, Junggesellenverein) erhalten, die in früheren Jahrhunderten oftmals weniger gebildet waren und über die entsprechend weniger berichtet wurde. Dem Maibaum verwandt ist der Mittsommerbaum in Schweden. Auch in der gehobenen Kunst finden sich immer wieder Abbildungen von Maibäumen beziehungsweise Bändertänzen: Goya, Breughel, etc.
Auch Ehrenbäume und Freiheitsbäume gehören dazu
In der Renaissance und im dreißigjährigen Krieg hatte sich schon die Aufstellung von „Ehrenbäumen“ beim Militär und Handwerk eingebürgert, dies hatte zur allgemeinen Akzeptanz schon beigetragen. Ein Freiheitsbaum war eines der Zeichen, die unter anderem auch in der französischen Revolution die Freiheit symbolisierten. Der Name geht zurück auf eine Ulme in Boston. An diesem Baum wurden im August 1765 aus Protest gegen den Stamp Act zwei Strohpuppen aufgehängt. Unter diesem Baum mussten die Steuereinnehmer später schwören, niemals Stempelmarken zu verkaufen.
Die Ulme wurde danach „Tree of Liberty“ („Baum der Freiheit“) getauft und war Erkennungssymbol der „Söhne der Freiheit“. 1775 wurde sie auf Anordnung der Obrigkeit gefällt. In den folgenden Jahren kam es auch in europäischen Ländern in Mode, Bäume – zumeist Fichten und Tannen – als Symbol der Freiheit anzupflanzen oder zu errichten und mit Bändern und Fahnen zu schmücken. Angeblich hat der Marquis de La Fayette diesen Brauch nach Frankreich gebracht. So errichteten etwa die Jakobiner 1790 in Paris den ersten „arbre de la liberté“, krönten ihn mit der Freiheitsmütze und umtanzten ihn, wobei sie Revolutionslieder sangen. Rasch gehörte dieser Tanz um den Freiheitsbaum zu den Festen der Revolution.
Zumeist wurde dazu ein Baum aufgestellt, ähnlich wie ein Maibaum, mit blau-weiß-roten Bändern geschmückt und umtanzt. Gerne nahm man dafür auch Pappeln, weil bei deren französischer Bezeichnung „peuplier“ das Wort „peuple“ (Volk) anklingt. Bereits 1792 sollen in rund 60.000 Orten der Republik Freiheitsbäume als Siegeszeichen gestanden haben.
Auch in Deutschland wurden spontan Freiheitsbäume aufgestellt, etwa von den Jakobinerclubs in den rheinhessischen Städten und Gemeinden, die zur kurzlebigen Mainzer Republik gehörten, und angeblich auch von Tübinger Studenten.
Als Bekenntnis zu den Idealen der Revolution wurde das Aufstellen von Freiheitsbäumen in den deutschen Fürstentümern allerdings streng geahndet.
Umgekehrt wurde die Aufstellung von Freiheitsbäumen in den neuen Départements des von den Franzosen eroberten linken Rheinufers teilweise offiziell angeordnet, ebenso in napoleonischen Vasallenstaaten wie dem Königreich Westphalen. Das waren dann feierliche Staatsakte, in denen die neuen Machthaber zumindest äußerlich ein Bekenntnis zum neuen Staat verlangten.
Nachdem der Brauch bereits während der französischen Herrschaft in der Pfalz wieder aus der Mode gekommen war, wurden 1832 rund um das Hambacher Fest an vielen Orten erneut Freiheitsbäume als Zeichen des Protestes gegen die sozialen und ökonomischen Missstände errichtet.
Schon bald erfolgte das Verbot durch die bayerische Obrigkeit und die Aufforderung zur Beseitigung der Protestsymbole. Auch während der Februarrevolution 1848 in Frankreich wurden wieder Freiheitsbäume gepflanzt, aber durch einen Regierungserlass 1850 beseitigt. Auch zur bestandenen Meisterprüfung wird mit der Entgegennahme von flüssigen Geschenken dem neuen Jungmeister ein Bäumchen, oft dekoriert mit den typischen Handwerkswerkzeugen, gestellt.
Bändertänze gibt’s in vielen Ländern Europas
Hauptverbreitungsgebiet der Bändertänze ist Europa, Schwerpunkt Südeuropa mit Spanien im 15. Jahrhundert, Italien im 16. Jahrhundert, Alpenländer im 18. Jahrhundert, Mittelmeerküste etwa 1800, Taunus 1811, Odenwald 1860, Baden, etc. Von Spanien kam er auf dem Seeweg 1751 nach England, von dort 1850 nach Paris und Südamerika.
Der Bändertanz wird später mit dem Maifest, dem Erntedankfest, der Kirmes und in Spanien und Südamerika mit religiösen Prozessionen an verschiedenen Heiligenfesten (Johannisfest und Fronleichnam) in Verbindung gebracht. Berichtet wird vom Bändertanz bei der Hochzeit des Herzogs von d’Este 1502 in Sizilien und einem „di la curdedda“ (Bandl-Melodie) mit zwölf Paaren in Palermo. In Spanien lässt sich der Bändertanz fast überall unter verschiedenen Namen wie „danca/bailes del coron“ oder „de las cintas“ nachweisen, außer in Andalusien. Je nach Gegend wird er nur von Frauen beziehungsweise auch nur von Männern oder auch gemeinsam getanzt (teils auch mit Gesang und Dialogszenen wie ein Volksschauspiel). In Katalonien und Valencia finden sich Verbindungen mit Himmelfahrts- beziehungsweise Fronleichnamsprozessionen.
In Toledo und Salamanca wird die Ausführung mit vier bis sechs Paaren „Tejer el cordon – das Geflecht weben“ ab etwa 1900 in anderer Ausführung mit Trommel und Flötenbegleitung erwähnt. Auch wird die Ausführung auf den kanarischen Inseln (Teneriffa) mit Männern in Frauenkleidung dokumentiert. Grundlegend ist aber auch dort: Blütenzweig oder auch Granatapfel beziehungsweise Artischocke oben auf der Stange, Umflechtung und Wiederauflösung des Geflechts, Umtanzen und Umflechten des Bänderbaums. In der Provence in Frankreich werden 1826, 1846 beziehungsweise 1902 noch Bändertänze „La Cordelo/Danse de la Cordelle“ in der Nähe von Marseille erwähnt und beschrieben.
Eine geographische Kontinuität zwischen dem Bandltanz der deutschsprachigen Voralpen- und Alpengebiete und dem der Iberischen Halbinsel lässt sich mit einer ähnlichen Ausführung jedoch nicht gerade behaupten oder erkennen, im Bereich der Westalpen ist er nicht zu finden. Die Melodie der aktuell in Baden-Württemberg getanzten Form kommt aus Bayern oder Österreich, wo der Tanz ja „Bandltanz“ genannt wird, die Tanzform wurde so ab 1949 erstmals von der Landjugend getanzt. Kurt Wager war bei der Landjugend sehr involviert und hat Generationen von Landwirten diesen Tanz beigebracht: Seine Idee, manches zu vereinheitlichen, hat sicher eine Nuance Vielfalt gekostet, in Baden-Württemberg aber immer ermöglicht, bei Treffen und Auftritten, mit verschiedensten Einzelpersonen oder Gruppenmitgliedern, gewisse Tänze mit einer einheitlichen Tanzbeschreibung gemeinsam (ohne Probe) zu tanzen. Das funktioniert noch bis heute. Ob das Webertanz, Deutsches Menuett oder Bändertanz heißt, da ging Gemeinschaftserlebnis vor Wechselform.
Reinhold Fink hatte deswegen den Bändertanz 1989 in „Unsere Tanzblätter“ unter der Nr. 901 Alpenländische Tänze einsortiert (wegen seiner Melodie). Von den Tänzern wird der Bändertanz nicht immer gerne auf- oder ausgeführt, weil der Fehler eines Einzelnen reicht, den Tanz nicht gelingen zu lassen. Wenn dies auch im richtigen Leben so wäre, würde sicher Einiges ganz anders verlaufen.
Geschrieben von Götz Zinser