Immer wieder taucht die Frage auf, ob Schwerttänze Volkstänze sind. Diese Frage beantworte Hans-Jörg Brenner eindeutig mit „nein“.
Das Wort „Volkstänze“ allein sagt schon aus, dass Schwerttänze keine Volkstänze sind, denn diese Art Tänze wurden nie vom Volk getanzt. Die oftmals, von heute meist nicht mehr bekannten hohen Persönlichkeiten, gestifteten Tänze wurden in ihrer Hochblüte von Zunft-, Gilde-, und anderen Berufsgruppenmitgliedern im 14., 15. und noch 16. Jahrhundert zu besonderen Anlässen getanzt. Während unsere derzeit bekannten und getanzten Volkstänze frühestens aus dem 17. Jahrhundert stammen, sind die Schwerttänze aus früherer Zeit bekannt. Aus dem Jahr 1350 werden Schwerttänze aus Nürnberg, der Zunft der Schmiede und jene der Messerschmiede bezeugt. In Braunschweig und Köln und in vielen anderen Gegenden Deutschlands, wurden derartige Tänze vor 1500 zum Tanz genehmigt. So geht man heute davon aus, dass der Überlinger Schwertletanz bereits 1538 getanzt wurde. Seine überlieferte Geschichte stammt von 1646. Aus den Bildern über den Schwerttanz in Zürich (1578) und Nürnberg (1600) kann man definitiv erkennen, dass nur Zunfttänzer tanzen und nicht das allgemeine Volk.
Schwerttanz nur mit Genehmigung
Mit dem Aufkommen der Reformation und der Beendigung der Existenz der Gilden und Zünfte hörte auch in den allermeisten Fällen das Tanzen von Schwerttänzen auf. Obwohl die zum Tanz benützten Schwerter keine Waffen waren, fielen sie auch unter das immer wieder auftretende Waffenverbot, was natürlich das Tanzen eines Schwerttanzes verhinderte. Der traditionell und am längsten existierende Schwerttanz, der Überlinger Schwerttanz (Schwertletanz), hat sich jedoch von der ursprünglichen Berufsgruppe der Weingärtner getrennt und wird jetzt jährlich an der zweiten Schwedenprozession in Überlingen getanzt, um nicht zu sagen zelebriert. Obwohl bekannt ist, dass die Schwerttänze im Allgemeinen um Fasnacht getanzt wurden, durften sie ohne vorherige Genehmigung nicht getanzt werden. In den entsprechenden Unterlagen kann festgestellt werden, dass diese Genehmigung nicht immer erteilt wurde. Diese Feststellung widerspricht der allgemeinen Meinung, dass die Schwerttänze zu damaliger Zeit immer und regelmäßig getanzt wurden. Als Beispiel soll hier gelten: In „Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung“ von 1874 wird auf Seite 147 Folgendes festgehalten:
„In den Jahren 1778, 1779, 1780, 1785, 1786, 1788, 1790, 1791, 1792, 1793, 1797, 1801, wo die Stadt von den Franzosen besetzt war, 1803, wo Überlingen an Baden kam, 1806, 1807 bis 1820, wo die Gesellschaft gänzlich aufgehört hatte, 1826 und 1860 bis 1870 wurde der altehrwürdige Schwerttanz nicht gehalten.“
Auch nachfolgend zu der Flugzeugkollision am 1. Juli 2002 bei Überlingen wurde der Schwerttanz, laut der Bestätigung eines Platzmeisters, nicht getanzt.
Bei tanzstarken Gilden angefordert
Nicht allein die kirchliche Veränderung war schuld am Abgang der Schwerttänze, sondern auch die politischen Veränderungen, die das Zunftleben beendeten. Man darf jedoch nicht übersehen, dass der eine oder andere Schwerttanz, in der Zeit seiner Hochblüte, auch nach dem allgemeinen Abgang, als Repräsentationstanz bei entsprechenden Anlässen getanzt und dafür von der Stadt- oder Gemeindeverwaltung bei tanzstarken Gilden, Zünften oder Berufsinteressengruppen angefordert und diese dafür auch bezahlt wurden. Über die Bezahlung eines Schwerttanzes am 5. Hornung (Februar) 1551 gibt es ein Beispiel aus Ulm. Es wird berichtet:
„Es schenkten ihnen die Leute wo sie tanzten viel Geld. Sie gingen zum Abt hinaus nach Elchingen. Der gab ihnen ein gutes Essen und Geld dazu, 1 Dukaten und 12 Batzen. (aus Alemannia, 1886, Band 14, Seite 183 ff) (das sind etwa 129,00 Euro und etwa 64,00 Euro insgesamt also 193,00 Euro).
Beschäftigt man sich mit alten Schriften über den Schwerttanz oder hat das Glück, noch mit Personen sprechen zu können, die entweder noch selbst an Schwerttänzen teilnehmen konnten oder diese selbst erlebten, erfährt man Interessantes, das heutzutage gar nicht mehr erwähnt wird. Dazu gehört, dass der heute fast bei jedem Schwerttanz mit auftretende Narr, erst viel später zu der Tanzformation hinzukam. Des Weiteren wird festgestellt, dass die Tötungs- und Wiedererweckungszermonie erst in neuerer Zeit, etwa 1930 verstärkt in die heute getanzten Schwerttänze eingefügt wurde.
Früher wurden Spenden eingesammelt
Was heutzutage so gut wie nicht mehr mit zelebriert wird, ist das Einsammeln von Spenden von den Zuschauern. Das Sammeln wurde nicht von einem Tänzer durchgeführt, sondern von einer als Frau verkleideten Person, die als alt und arm dargestellt wurde, jedoch zu der durchführenden Tanzgruppe gehörte. Die Aufforderung zur Spendenabgabe in Geld, Brot, Wurst und Getränk wurde oftmals auch in einem Eingangsspruch zu Beginn des Tanzes laut und deutlich klargemacht. Bei offiziellen Anlässen wurden die Schwerttänzer nach der Aufführung von der Stadt- oder Gemeindeverwaltung verköstigt.