Von Klaus Fink aus Stuttgart erhielten wir einen interessanten Anstoß zur Diskussion über das Thema Volksmusik.
Beim Runden Tisch Volksmusik am 31. August in Neuhausen ob Eck gab es interessante Diskussionen rund um die Volksmusik im Ländle – warum sie nicht den Stellenwert hat, den wir gerne hätten, warum sie zum Beispiel vom SWR weitestgehend ignoriert wird und vor allem – wie wir eigentlich den Begriff der Volksmusik sehen.
Die Diskussion zwischen dem in der Bevölkerung vorhanden Verständnis für Volksmusik – also dem was in der Szene eher als volkstümlich (teils volksdümmlich) oder schlicht als Schlager angesehen wird – und derer die mit der traditionellen Volksmusik leben (musizierend, tanzend, singend, zuhörend) ist nicht neu. Seit langem versucht man das ins allgemeine Bewusstsein zu bringen, indem man versucht sich abzugrenzen. Es fragt sich nur, wie das sinnvoll zu bewerkstelligen ist?!
Darauf zu warten, dass die Medienlandschaft den Begriff der Volksmusik wieder „frei gibt“ ist illusorisch. Da steckt zuviel Geld in einem großen Markt, als dass man das aufgeben oder teilen wollte. Mitunter versieht man den Begriff mit irgendwelchen Zusätzen – „echte“, „traditionelle“, „überlieferte“, „authentische“ oder „original“ Volksmusik – letztlich machen diese aber den Begriff nur sperriger und verringern den Erklärungsbedarf kaum.
„Brauchen wir für die Volksmusik einen neuen Begriff, um uns endgültig von dem zu trennen, was wir nicht zur Volksmusik zählen?“ Klaus Fink
In Bayern und Österreich geht man immer öfter dazu über, die traditionelle Volksmusik mit X als Volxmusik zu schreiben. Das Problem daran ist, dass es auffällt, wenn man es liest – gesprochen gibt es allerdings keinen Unterschied. Zudem wurde dieses Mittel bereits vor vielen Jahren in der Punkszene und an anderen Stellen verwendet – wenn auch natürlich lang nicht in dem großen Maße und dass es in der Bevölkerung geläufig wäre.
Brauchen wir für die Volksmusik einen neuen Begriff, um uns endgültig von dem zu trennen, was wir nicht zur Volksmusik zählen? Traditionelle Musik bietet sich an – ist so oder so ähnlich auch in vielen anderen Ländern als Begriff für überlieferte Musik üblich. Noch etwas griffiger und kürzer wäre Tradmusik.
Allerdings stellt sich noch die Frage, ob „unsere“ Volksmusik nur rein überliefert sein darf. Wie sieht es mit Neukompositionen im volksmusikalischen Stil aus? Dürfen die sich überhaupt traditionell nennen?
Beispielsweise von Frankreich aus gibt es eine große Tanz- und Musikszene, die zunehmend von neukomponierten Stücken geprägt ist (und dabei auch Tänze neu- oder weiterentwickelt) – da macht dann der Begriff „Neo Folk“ oder „Neo Trad“ (vgl. „Neue Volksmusik“) die Runde.
Stellt sich die Frage, was wollen wir? Wo wollen wir hin? Auf Reaktionen bin ich gespannt...