Deutsche Gesellschaft für Volkstanz e.V.

In der Freizeit wurde an der frischen Luft gewandert.

Noch vor der zweiten Coronawelle konnten die Veranstalter den Fredeburger Volkstanzkurs als Volkstanztage unter geänderten Vorzeichen, unter Beachtung der gesetzlichen Vorschriften (jede Gruppe muss die in ihrem jeweiligen Bundesland geltenden Vorschriften beachten – d.Red.) und mit einem strengen Hygienekonzept durchführen. Hier der Bericht.

Volkstanz mit Abstand und Maske? Seit März dieses Jahres folgte eine Veranstaltungsabsage nach der anderen. Manches fand nun virtuell statt, zum Beispiel die Europeade, die eigentlich im August mit mehreren Tausend TeinehmerInnen in Klaipe˙da hätte stattfinden sollen. Aber das ist natürlich nur ein Trostpflaster und kann die Begegnung der Menschen nicht wirklich ersetzen. Mancher sagte schon, dass wir in diesem Jahr keinen Schritt mehr miteinander tanzen werden.

Im Frühjahr erschien es uns natürlich nicht sehr wahrscheinlich, dass wir in diesem Jahr im Oktober den Fredeburger Volkstanzkurs durchführen könnten, aber zu dem Zeitpunkt schon alles absagen? Wir wollten die weitere Entwicklung erst einmal abwarten.

Neu geplant

Im Sommer gab es dann erste Lockerungen der Corona-Beschränkungen. Kontaktsport – und dazu zählt auch das Tanzen – wurde in einer festen Gruppe mit dreißig Personen unter gewissen Bedingungen wieder erlaubt. Die Nachverfolgbarkeit musste durch Teilnehmerlisten gewährleistet sein, Handhygiene, Mund-Nasenschutz vor und nach Betreten des Übungsraums und ähnliche Dinge waren zwar weiterhin nötig, aber es tat sich eine Möglichkeit auf, wieder mit dem Tanzen zu beginnen.

Die Akademie in Bad Fredeburg hat einen großen Saal mit einer Raumhöhe von 8,50 Meter, in dem wir sonst auch schon mit siebzig bis achtzig Personen getanzt hatten. Außerdem gibt es eine Belüftungsanlage, die ständig die verbrauchte Raumluft absaugt und frische Luft von außen zuführt.

Wir, das Organisationsteam vom Trägerverein Fredeburger Volkstanzkurs e. V. entschlossen uns, unter diesen Bedingungen neu zu planen. Ein Kurs mit siebzig TeilnehmerInnen, Volkstanz, gemeinsamem Singen und großem Orchester unter anderem auch mit Blasinstrumenten war für uns in diesen Zeiten undenkbar. Aber eine kleinere Veranstaltung mit maximal dreißig Personen ohne gemeinsames Singen, dafür aber mit Wanderungen an der frischen Luft konnten wir uns vorstellen. Also sagten wir das geplante Programm mit den vorgesehenen ReferentInnen ab und boten den bis dahin angemeldeten rund fünfzig Personen an, an einer Ersatzveranstaltung teilzunehmen. Etliche hatten sich schon vor dem Lockdown im März angemeldet, gehörten zur Risikogruppe oder hatten Angehörige, die dazu gehörten. Diese wollten verständlicherweise lieber nicht kommen. Aber etwas mehr als dreißig Personen waren interessiert. Die ersten dreißig Rückmeldungen kamen auf die Teilnehmerliste, die übrigen auf eine Warteliste. Im Laufe der Zeit gab es noch die eine oder andere Absage, so dass schließlich alle Interessierten teilnehmen konnten.

Eine große Vielfalt an Tänzen

Unter den Angemeldeten waren zahlreiche erfahrene TanzleiterInnen. Neun von diesen baten wir, einen neunzigminütigen Tanzworkshop mit ihren „Lieblingstänzen“ zu gestalten. Unsere drei LehrgangsmusikantInnen Ben Zimmermann (Akkordeon), Nik Zimmermann (Geige) und Katrin Rowohlt (Akkordeon) erklärten sich bereit, all diese Tänze für uns zu spielen. So standen dann vormittags jeweils zwei Tanzworkshops auf dem Programm.

Insgesamt gab es dadurch eine große Vielfalt an Tänzen. Einige Workshops hatten schwerpunktmäßig Tänze aus der jeweiligen Region der TanzleiterIn: Aus Norddeutschland, aus Hessen und aus dem Schwarzwald. Andere Workshops hatten andere Schwerpunktthemen: Nordamerikanische Kontras und Rounds, osteuropäische Tänze oder auch Tänze aus den Niederlanden, England oder Skandinavien.

Nachmittags erkundeten wir das herbstliche Sauerland: Am Sonntag wanderten wir auf dem Förster- und Waldarbeiterpfad in Latrop, der eine Reihe interessanter Stationen und ein kleines Museum aufweisen kann. Anschließend stärkten wir uns im Freien bei trockenem Herbstwetter mit Kaffee und Kuchen, den wir von der Akademie mitgenommen hatten. Am Montag wanderten wir zum Landcafé Birkenhof mit eigener Kaffeerösterei nach Holthausen und am Dienstag statteten wir der Wisent-Wildnis am Rothaarsteig einen Besuch ab.

Nach dem Abendessen gab es dann noch einen weiteren Volkstanz-Workshop. Üblicherweise ging es in früheren Jahren ab 21:00 Uhr im alten Speisesaal der Akademie weiter, wo unsere MusikantInnen meist bis spät in die Nacht weiter zum Tanz spielten. Dort ist es eng und gemütlich, die Luft irgendwann nicht mehr so gut, aber nach dem einen oder anderen Glas Bier oder Wein störte das niemanden. Das war in diesem Jahr natürlich undenkbar. Tanzen in diesem Raum wollten wir nicht riskieren. Deshalb entschlossen wir uns, nach dem abendlichen Workshop noch einen Kehraus im großen, gut belüfteten Saal anzuschließen. Um halb elf war dann – ganz anders als in den früheren Jahren – mit dem Tanzen endgültig Schluss.

Für den letzten Abend hatten wir die TeilnehmerInnen gebeten, ihre Tracht oder andere festliche Kleidung mitzubringen. Es gab zwar nun kein Abschlussfest mit umfangreichem Programm, aber immerhin einen festlichen Kehraus, der mit einem Auftanz eröffnet wurde und anschließend wurden noch einige besonders beliebte Tänze aus den Workshops miteinander getanzt.

Das Europa-Gespann wurde fleißig geübt und feierte in Fredeburg seine Premiere.Premiere für Europa-Gespann

Ein besonderer Punkt war das „Europa-Gespann“, das Mario Hecker eigentlich für die diesjährige Europeade in Klaipe˙da choreographiert hatte: Ein Tanz für zwölf Paare. Mario selbst war zwar nicht anwesend, aber mit Hilfe seiner Tanzbeschreibung konnte der Tanz in Bad Fredeburg seine Premiere feiern.

Kurz vor unserer Veranstaltung Anfang Oktober stiegen dann wieder die Infektionszahlen. Ein mulmiges Gefühl beschlich uns wohl alle. Andererseits freuten sich alle darauf, endlich wieder zu tanzen, Freunde und Bekannte wieder zu treffen und eine Pause vom Alltag machen zu können.

Bei der Begrüßung waren alle noch extrem vorsichtig. Im Laufe der Zeit entspannte sich die Situation aber zunehmend. Natürlich hielten sich alle an die Hygieneregeln der Akademie. Mund-Nasenschutz auf den Gängen und bei der Essensausgabe, häufiges Desinfizieren der Hände waren für alle selbstverständlich. Aber wenn im großen Saal die Musik erklang, konnten wir das sonst alles beherrschende Thema Corona für eine kurze Zeit beiseite lassen.

In der Abschlussrunde waren sich alle einig, dass wir hier in diesen Tagen viel Kraft für den bevorstehenden Winter tanken konnten. Eine Teilnehmerin sagte, dies sei das „Volkstanz-Highlight“ des Jahres gewesen. Zumindest für die Zeit ab März mag das wohl zutreffen.

So richtig zufrieden waren wir dann zwei Wochen später als klar war, dass alle nach wie vor gesund waren.


Europa-Gespann

Die 57. Europeade 2020 in Klaipe˙da (Litauen) musste aufgrund der weltweiten Corona-Krise um ein Jahr verschoben werden (4. - 8. August 2021). Mario Hecker, Mitglied im Vorstand des DGV und der LAG Tanz Hessen aus Oberursel hatte für die Europeade 2020 in Klaipe˙da einen Tanz „Europa-Gespann“ geschrieben. Ein Tanz für zwölf Paare, so viele Paare wie Sterne auf der Europafahne.

Die Tanzbeschreibung für das „Europa-Gespann“ und weitere Informationen dazu sind unter: volkstanz.de/volkstanzwissen/taenze -> Gespanne zu finden. Viel Spaß beim Ausprobieren.
Für Fragen steht Mario Hecker gerne zur Verfügung (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).


Abwägen, was verantwortbar ist

Wenn der Termin zwei oder auch nur eine Woche später gewesen wäre, hätten wir die Veranstaltung wohl nicht mehr durchführen mögen, auch wenn es zu dem Zeitpunkt gesetzlich noch zulässig war.

Der Fredeburger Volkstanzkurs konnte in diesem Jahr wie so vieles andere nicht stattfinden. Die Fredeburger Volkstanztage, die wir als Ersatz angeboten haben, sollten aber dazu ermutigen, im kommenden Jahr genau abzuwägen, was möglich und verantwortbar ist, auch wenn wir noch nicht wieder zur Normalität der Vor-Coronazeit zurückkehren können. Die Gefahr zu leugnen, ist mit Sicherheit der völlig falsche Weg. Aber jetzt schon alles für das kommende Jahr abzusagen, halte ich ebenso für falsch.

In einer Fragestunde des MDR mit einem bekannten Virologen rief eine Tanzleiterin einer Volkstanzgruppe an und fragte den Virologen, wie sie in ihrer Gruppe nun mit der Pandemie umgehen solle. Sein Rat war, sie solle sich besser ein anderes Hobby suchen. Die TeilnehmerInnen der diesjährigen Fredeburger Volkstanztage werden das mit Sicherheit nicht tun.

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