Die Tanzfrau – wie sie nicht nur im Buche steht – Ilse Tutt (19. April 1911 bis Juli 1997). Blicken wir auf ein Leben für den Tanz zurück.
Durch die Nachkriegswirren verschlug es die Familie im Laufe der Jahre in viele Teile Deutschlands. In Aachen wurde Ilse Tutt Mitglied einer Gruppe der Jugendbewegung. Die deutsche Jugendbewegung war eine Reformbewegung, die große Teile der Jugend erfasste und die Regeln für das Zusammenleben reformierte. Sie gehörte zu den lebendigsten Erscheinungen der Jahre vor und nach dem 1. Weltkrieg.
Die Jugend begeistern
Ilse Tutt wurde Lehrerin. Hier konnte sie sich entfalten und ihre Fähigkeiten mit dem Tanz verbinden. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Familie nach Mitteldeutschland verschlagen. Hier hat sich Ilse Tutt voll für den Volkstanz eingesetzt. In der Nische gelang es den „geselligen Tanz“ zu fördern und die Jugend damit zu begeistern. Sie fand Bergmannstänze und echte Bergleute aus ihrem Wohnort schenkten ihr die Tracht dazu. Schwedisch-Schottisch, Webertanz, Rosentor waren die beliebtesten Tänze der Gruppe, wobei ihre vier Jungs mithalfen, die Tänze zu gestalten.
Hilfen für die Tänze erhielt sie vom Zentralhaus und vom Tanzarchiv Leipzig. Der Leiter Dr. Petermann unterstützte sie tatkräftig. Später veranstaltete sie Tanz-feste – offen für jedermann.
Die ersten Rudolstädter Tanzfeste wurden besucht. Auch die Möglichkeiten Tanztreffen in Westdeutschland zu sehen waren gegeben. Bei den „Festliche Tagen deutscher Jugend“ 1957 in München traf sie die Gruppen von Hannes Hepp und der AG der Sing-, Tanz- und Spielkreise aus Baden-Württemberg, die sie dann nach Rudolstadt einladen konnte. Sie wechselte 1961 in die Bundesrepublik nach Koblenz.
Ein reiches Betätigungsfeld
Hier fand sie gleich ein reiches Betätigungsfeld. In der Volkshochschule bot sie Tanzkurse für geselliges Tanzen und „Tanzen für Leute über 50“ an.
Daraus entwickelten sich eine Modeerscheinung und ein reiches ehrenamtliches Arbeitsgebiet für viele Frauen und Tanzleiter. Sie fand Tanzleiter und konnte den Arbeitskreis für Tanz im Bundesgebiet überzeugen, die Sektion Seniorentanz im Verband zu gründen.
Eine der Aktiven war Inger Merete Gerwig. Die Gruppe arbeitete intensiv. So war es kein Wunder, dass im Jahr 1977 der „Bundesverband Seniorentanz“ gegründet werden konnte. Es gab zunächst zwei Richtungen: A – kleine Gruppen tanzbegabter Menschen oder B – weitgefächerte Breitenarbeit. Die Entscheidung zur Breitenarbeit hielt den sozialen Gedanken im Vordergrund. Viele Institutionen nahmen das Angebot „Junge Tanzdisziplin für alte Menschen“ an. Die Entwicklung des Seniorentanzes ist zweifellos ein Phänomen, aber gute Altersdidakten und Tanzmanager haben das geschafft. Ihnen und den frühen Aktiven gilt die besondere Anerkennung. Langjährige Freundschaften zum Beispiel zu Christel Ulbrich haben dabei geholfen.
Stimmigkeit und Geschlossenheit
Eine weitere wichtige Gründung von Ilse Tutt war am 11. April 1970 die der Landesarbeitsgemeinschaft Tanz Rheinland-Pfalz. Bis zum September 1976 war sie im Vorstand tätig. Die LAG Rheinland-Pfalz e.V. arbeitet noch immer vorbildlich für den Tanz.
Für ihre vielfältigen Tanzaktivitäten erhielt sie schon 1981 das Bundesverdienstkreuz.
Ihr Leben für den Tanz endete im Juli 1977.
Eine Sprecherin des Kuratoriums „Deutsche Altershilfe“ fasste die Gedanken bei einer Festrede zusammen: „Ich habe den Wunsch, dass das Wesen des Seniorentanzes, so wie Sie ihn geschaffen haben, kein Stück von seiner Stimmigkeit und Geschlossenheit verliert.“