Es gibt einige Volkstanzgruppen, vor allem aus dem Süden Deutschlands, die einen Schwerttanz aufführen, bei dem ein Tänzer auf einer sogenannten Schwerttanzrose angehoben wird. Der Autor hat zur Herkunft der Rose recherchiert beziehungsweise untersucht, ob es dazu einen „politischen“ Hintergrund gibt.
Im Nachrichtenblatt der Deutschen Wissenschaft und Technik, „Forschungen und Fortschritte“[1] fallen drei Stiche auf, die jeweils eine Person auf Schwerter stehend darstellen. Dazu gehört ein Artikel „Todsünden und Schwerttanz. Der Miles Christianus – Kämpfer und König“. Ausgangspunkt des Beitrages von Prof. Albert Becker aus dem Jahr 1941 ist das Bild 1, das von der Familie Wiericx, auch Wierix, Kupferstecher aus Antwerpen stammt.
Der Kupferstich wird von Becker zuerst in seiner christlichen Interpretation betrachtet, wobei er auch die Wortbedeutung der sieben Schwerter übersetzt. Im Deutschen bedeuten die Worte, vom mittleren Schwert aus im Uhrzeigersinn gelesen: Stolz, Habsucht, Völlerei, Zorn, Trägheit, Neid und Wollust. Die weiteren Hinweise rund um den christlichen Kämpfer können in der Bibel bei Epheser [2] nachgelesen werden. Bei weiteren Betrachtungen und Gedankengängen sieht Becker auch Verbindungen zu frühchristlicher Zeit und anderen Stilrichtungen. Letztendlich kommt er zu der Meinung, dass die Darstellung durchaus auch eine Verbindung zum Schwerttanz haben könnte und gipfelt dabei letztendlich in dem Satz: „Und in seiner Siegerstellung tritt er sich erhebend auf die am Boden liegende, durch die sieben Dolche der Sünde gebildete Symbolfigur der Rose des Schwerttanzes“. Im Weiteren geht der Verfasser davon aus, dass die Kupferstecher aus Antwerpen den Holzschnitt von Hans Schäufeleins (Nördlinger Werkstatt) gekannt haben müssen. Schäufeleins stellt auf seinem Holzschnitt Kaiser Maximilian I. auf „der Rose eines Schwerttanzes“ dar.
Auf einem noch größeren Schwerterkreis steht Maximilian I. im „Spiegel der Ehren des Erzhauses Österreich“. Auch hier schreibt Becker „…auf der Rose des Schwerttanz“.
Was ist in Wirklichkeit die Rose im Schwerttanz? Im Tanz selbst ist sie das Geflecht der Schwerter auf dem es möglich ist, den Anführer der Tanzgruppe oder eine mit den Schwerttänzern aufgezogene Persönlichkeit, die es zu ehren gilt (nach Richard Wolfram zum Beispiel der Schwertkönig) hochzuheben. Auf allen drei Abbildungen ist jedoch deutlich zu erkennen, dass die Schwerter nicht zu einer sogenannten Schwertrose des Schwerttanzes verflochten sind, sondern nur unverflochten auf dem Boden liegen.
Hier stellt sich nun die Frage, hat Becker überhaupt einen Schwerttanz persönlich gesehen? Ich bezweifle das sehr, denn als Zuschauer kann man kaum in die tanzende Gruppe hineinschauen, wenn das Schwertgeflecht entsteht und danach dem Publikum nicht besonders gezeigt wird, wie es zum Beispiel die Engländer bei ihrem Schwerttanz tun. Sie bezeichnen dieses Geflecht als „Log“. Auch in unseren Aufführungen hat es sich eingebürgert, dass das Schwertgeflecht, von den Tänzern als Rose bezeichnet, den Zuschauern gezeigt wird.
Es ist jedoch zu erkennen, dass mit den in den drei Stichen gezeigten Schwert-rosen niemand in die Höhe gehoben werden kann. Das ist technisch und praktisch einfach unmöglich. Außerdem wiegt eine Person mit voller Rüstung nochmals etwa dreißig Kilogramm mehr, als ein normal gekleideter Mann. Bleibt einfach die Frage, kommt die Verbindung zum Schwerttanz nur durch eine Assoziation zustande? Man wollte die Verbindung zum Schwerttanz noch weiter festigen, indem man andeutet, die Buchstaben an den Schwertgriffen in Fuggers Spiegel, würden die Anfangsbuchstaben der Tänzer bedeuten, denen das jeweilige Schwert gehört. Dies ist aber ein absoluter Unsinn, denn auf der nachfolgenden Seite 1384 des Spiegels, wird beschrieben, was die Buchstaben bedeuten. Es wird auch da beschrieben, dass es sich um ein Rad mit Schwertern handelt und nicht um eine Schwertrose. Beginnt man im Schwerterrad in der Mitte oben zu lesen und setzt im Uhrzeigersinn fort, so kommt folgender Satz heraus: „PER TOT DISCRIMINA“. Dies war eine bekannte Aussage Maximilians I. und wird auf Deutsch wie folgt interpretiert: „Soviel Gefärden (= Gefahren), zehl ich auf Erden“. Liest man diese Seite noch genauer von ganz oben, so steht dort auch erklärend: Dieses sein zu Gefährlichkeiten gleichsam gewidmetes Leben anzudeuten/hatte er ihn zum Sinnbild erwählte ein Rad/ausen herum mit Schwerdern und Streitkolben besteckt/….
Stellt man den Miles Christianus dem Maximilian I. inhaltlich gegenüber, so ist eigentlich zu erkennen, dass der christliche Krieger die Lasterschwerter zertreten sollte. Das Bild im Fuggerschen Spiegel zeigt jedoch bei näherem Betrachten der dargestellten Einzelheiten, Höhepunkte aus dem Leben Maximilians I. Entstandene Probleme während der Jagd, Schiffsunglück und die Belagerung einer Stadtbefestigung beweisen das. Dadurch könnte das Schwerterrad eine Erhöhung des Kaisers darstellen. Mit den einfach auf den Boden liegenden Schwerträdern in den drei Abbildungen, kann absolut so niemand angehoben werden. Dies ist nur dann möglich, wenn die Schwerter zu einem Geflecht verbunden sind.
Wie das Geflecht bei acht Schwerttänzern aussieht, wenn eine Person damit hochgehoben werden soll, stellt die Zeichnung dar.
Leider konnte keine reproduktionsfähige Aufnahme gefunden werden, die eine Schwerttanzrose, also ein Geflecht, einer tanzenden Gruppe zeigt.